Frankfurt steht leer?!

Die Zahlen sind wahlweise alarmierend bis uneindeutig: mehr als 1 Millionen Quadratmeter Büroleerstand, damit liegt Frankfurt bundesweit an der Spitze. Angeblich nur 700 bis 800 leerstehende Wohnungen, erfasst ist darin jedoch nur direkt bezugsfertiger Wohnraum, alles darüber hinaus taucht gar nicht erst auf. Eine Meldepflicht von Leerstand für Eigentümer*innen gibt es in Hessen nicht. Die Ausmaße des Luxusleerstands? Dazu werden überhaupt keine Zahlen erhoben.

Quoten hin, Zahlen her: Wir alle begegnen dem Leerstand täglich.

Ob ein Wohnhaus, durch das der Wind pfeift, ein Luxusneubau, in dem abends nur die Hälfte der Lichter brennen, oder ein Geschäft, in dem seit Jahren nichts passiert – an einem leerstehenden Gebäude vorbeizulaufen ist Alltag in dieser Stadt.

Und selbst wenn der Leerstand im Verborgenen bleibt und zahlenmäßig nicht exakt erfasst wird, so sind seine Konsequenzen in der gesamten Stadt spürbar.


Leerstand…

Sondern eine Strategie der Immobilienwirtschaft. Diese Strategie ist Teil einer spekulativen Logik, die Profite vor Menschen stellt und Entmietung und Verfall von Häusern wirtschaftlich attraktiver macht als ihre sinnvolle Nutzung. Leerstehende Gebäude warten dann oft jahrelang auf Umnutzung, Abriss oder Neubau.

Nicht für die Investor*innen, die auf höhere Profite spekulieren, jedoch für die Bewohner*innen dieser Stadt. Denn leerstehende Räume sind immer ungenutzte Wohn-, Kultur- und Gewerberäume. Dabei sind gerade diese Räume Mangelware in Frankfurt.

Weil es so viele Menschen gibt, die auf der Straße oder in Notunterkünften leben müssen. Weil so viele Menschen aus ihren Wohnungen verdrängt, zwangsgeräumt und zum Umzug gezwungen werden. Und weil so viele Menschen keinen lebenswerten Wohnraum finden oder Räume, in denen sie sich ohne Konsumzwang aufhalten können.

Der Zyklus von Leerstand, Verfall, Abriss und Neubau, den viele Häuser durchlaufen, bedeutet eine massive Verschwendung von Ressourcen. Nicht nur wird die im Haus bereits gebundene graue Energie nicht mehr sinnvoll und nachhaltig verwendet, sie wird sogar dem Verfall überlassen, um schließlich durch den Aufwand weiterer Energie das Bestandsgebäude abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Diesen verschwenderischen Umgang mit Ressourcen können wir uns angesichts der Klimakrise nicht leisten.

Die Dondorf-Druckerei, das Queere Kino auf der Berger Straße und das Hausprojekt Gündi West, um nur einige der Hausbesetzungen der letzten Jahre zu nennen, zeigen, was möglich ist, wenn leerstehende Räume angeeignet werden. Hier wird Leerstand sinnvoll, kreativ und unkommerziell genutzt: zum Wohnen, für Begegnung und kulturelle Angebote.

Jeder Raum, der ungenutzt bleibt, ist ein weiterer Angriff auf alle, die vom Reichtum ausgeschlossen werden. Deswegen müssen wir etwas gegen Leerstand tun. Ihn aufdecken, indem wir über ihn diskutieren, ihn problematisieren, ihn sichtbar machen, ihn markieren, ihn aneignen und ihn zukünftig verhindern, um Stadt anders machen zu können. Ziel einer solidarischen Stadt muss sein: Investor*innen verdrängen, nicht Bewohner*innen.

Wir wollen leben statt Leerstand!

Das bedeutet für uns, wir wollen eine Stadt, in der es menschenwürdigen und bezahlbaren Wohnraum für alle gibt und in der nicht-kommerzielle Freiräume und soziale Zentren gefördert werden. Wir wollen eine Stadt, an deren Gestaltung alle ihre Bewohner*innen teilhaben können, auch wenn sie nicht reich sind. Wir wollen eine Stadt der Solidarität statt des Wettkampfs. Lasst uns Leerstand nicht weiter hinnehmen!

Bloggen auf WordPress.com.